Der unempathische Dom

Hallo meine lieben Leser! Lang, lang ist es her, dass ich mich bei euch zurück melde. Ich schätze, ich
bin aktuell einfach von der Muse ungeküsst.
Mit diesem Post verschreibe ich aber eine kleine Herzensangelegenheit, weil ich hier wohl eine gänzlich andere Meinung trage, als viele meiner Mitbloggerinnen oder meiner Twitter-Gefolgschaft.
Deshalb an dieser Stelle wieder einmal ein Disclaimer: Ich blogge nur über meine Empfindungen und mein BDSM. Ich möchte niemandem sein BDSM absprechen und bin neugierig auf einen Austausch. Und wenn ihr alles gänzlich anders seht, als ich, dann ist auch das natürlich vollkommen legitim.

So, jetzt aber ab zum eigentlichen Beitrag:

Empathie als Pflichtangabe?

Fragt man heute Subs, welche Fähigkeiten und Charaktereigenschaften sie sich von einem Dom wünschen, dann wird „Empathie“ meist einstimmig benannt. Und ich verstehe das. Die Fähigkeit, sich in das Gegenüber hineinzufühlen und diese Gefühle vielleicht auch in ihren Intensitäten wahrnehmen zu können, kann unfassbar hilfreich sein- sowohl während einer Session an sich, als auch beim AfterCare, damit Dom ein Gespür dafür hat, was Sub braucht, auch wenn sie es gerade nicht kommunizieren kann/mag/möchte.
Fragt man mich nun aber nach den Eigenschaften, die ich mir an einem Dom wünsche, dann würde „Empathie“ auf meiner persönlichen Liste fehlen. Und das hat einen für mich sehr gewichtigen Grund:

Die beiden Doms, mit denen ich regelmäßig spiele, lassen es mir an nichts mangeln. Außer ihrer nicht vorhandenen Fähigkeit an Empathie. Und mir geht es in dieser Konstellation bestens – sonst wäre ich keine D/s-Beziehung mit meiner Frau eingegangen.

Fehlende Empathie ausgleichen?

Kommen wir damit zu der wirklich spannenden Frage: Wie gleicht man fehlende Empathie aus und ist das Ergebnis dann auch zufriedenstellend? Nun ja, zuerst einmal habe ich einen gut funktionierenden Mund. Meine Dom muss nicht immer fühlen, dass es mir schlecht geht. Ich habe einen gut funktionierenden Mund und kann diesen auch benutzen.
Nein, nicht das, was ihr wieder denkt…
Statt von meinem Partner zu erwarten, dass er spürt, wie es mir geht und nachfragt, wie er helfen kann, übernehme ich diese Aufgabe. Ein einfaches „Ich habe Bauchschmerzen. Kannst du mir bitte einen Tee kochen?“ führt zum gleichen Ziel, auch wenn ich in diesem Beispiel die „treibende“ Kraft war. Das ist aber eben auch die einzige Aufgabe, die ich dabei zu erfüllen habe. Ehrlich und offen kommunizieren – besonders, wenn etwas ist.

Wie regeln das meine Partnerin und ihr Mann?

Nun, sie analysieren mich. Sie lernen mich kennen und beobachten meine Muskelbewegungen, meine Mimik und Gestik, mein Atem. Sie lernen, wie mein Gesicht sich bewegt, wenn ich Freude empfinde und beobachten meine Regungen, wenn ich Schmerzen habe. Aushaltbare Schmerzen, Schmerzen am Limit, ein kaum merkbarer Reiz. Und das prägen sie sich ein und können es in einer Session abrufen, Sie lernen, wann ich meine Zähne zusammenbeiße, bei welchem Schmerzpegel ich beispielsweise zu schwitzen anfange. Wann meine Augen beginnen zu tränen.

Und all diese Körperfunktionen lege ich ihnen nur zu gern offen. Damit sie eben von mir lesen können. Und dann lernen sie in der Praxis – einer Session z.B – ihr Wissen zu nutzen.
Statt z.B wie ein Empath zu fühlen, dass Sub nun vielleicht genug hat, weil er ihr Innenleben fühlt, achtet meine Dom dabei eben auf ein Zusammenspiel meiner Mimik, Gestik, Muskelbewegungen, etc. Und sollte ich diesbezüglich mal widersprüchlich reagieren, beispielsweise stehe ich sonst bei Praktik xy noch eher entspannt da, sie kann aber aus meinem zerknirschten Gesicht Schmerz lesen, dann wird einfach nachgefragt, Eine kleine Kontrollfrage während der Session: Alles okay?

unempathisch ist nicht unaufmerksam!

Ich habe oft das Gefühl, dass fehlende Empathie mit Unaufmerksamkeit gleich gesetzt wird und das ist eben nicht der Fall. Bzw, es muss nicht der Fall sein.
Da meine Partnerin auch meine Regungen für Schmerz in meinem Gesicht gelernt hat, ist sie die, die mir meine Migränetabletten bringt, weil sie genau weiß, dass diese Schmerzen als nächstes folgen werden. Sie hatte also schon vorher mein „Migränegesicht“ abgespeichert und weiß jetzt schon immer eher als ich, wann mich der nächste Migräne-Schub einholt.

Sie sind nicht unaufmerksam. Sie lesen mich und sie lernen mich. Sie nehmen sich sehr viel Zeit, dem fehlenden Faktor Empathie ausgleichen zu können.
Sie sind nicht unaufmerksam. Sie analysieren selbst die Art, ich schwitze.

Sie sind nicht unaufmerksam.
Zumindest meine Dom und auch ihr Mann nicht, denn Analysten -und als diese bezeichnen sie sich- dürfen und wollen
nicht aufmerksam sein.

Fazit; Ich freue mich jedes Mal, wenn ich auf eine Person treffe, die eben so empathisch ist, wie ich. Das ist erheiternd und ist irgenwie ein kleiner Segen. Aber ich setze es einfach nicht voraus,
Trotz fehlender Empathie: Meine Dom hat sich dahingehend noch keinen Fehler geleistet und ich weiß, sie gibt ihr bestes, damit alle Erlebnisse für mich pure Bereicherung sind. Und das weiß ich sehr zu schätzen und vertraue deshalb in sie, wie in niemand anderen.

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